Nanotechnologie Konferenz in Würzburg

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Nanotechnologie Konferenz in Würzburg

Die Nanotechnologie wird als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts betrachtet. Jedoch herrschen in großen Teilen der Bevölkerung Unsicherheit über Nutzen, Wirkungsweise und mögliche Risiken dieser „kleinen Teilchen“. Diese Feststellung wurde bereits 2014 mit der Kopenhagener Erklärung untermauert und es wurde eine breite Aufklärung gefordert. In der Veranstaltungsreihe „Bürger treffen Experten“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fand am 5. Juli 2016 in Würzburg ein entsprechendes Forum statt.

Nanotechnologie – Chancen, Risiken, Perspektiven

In den Abendstunden trafen sich im Georg-Bayer-Saal des Tagungszentrums Barockhäuser in der Würzburger Innenstadt etwa 20 interessierte Bürgerinnen und Bürger, regionale Organisatoren und namentlich folgende Experten, die ihre Positionen im Hinblick auf die Nanotechnologie darlegten:

Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Forchel,
Präsident der Universität Würzburg:

„Die Nanotechnologien bieten ein riesiges Spektrum an möglichen Anwendungen. Dabei bleiben die bekannten chemischen Eigenschaften einer Substanz immer gleich, allein die physikalischen Eigenschaften ändern sich im gewünschten Maße.“
 
Klaus Walther,
Stadt Würzburg:

„Für Würzburg mit seiner traditionell eher schwach ausgeprägten Industrie bieten diese neuen Technologien ein deutliches Wachstumspotential. Sie sichern somit die Zukunftsfähigkeit unserer Region und daher werden wir sie unterstützen.“

Dr. Katja Neu,
Karlsruher Institut für Technologie:

„Wir analysieren Publikationen zur Nanotechnologie und versuchen diese zu validieren. Unsere Ergebnisse stellen wir der Öffentlichkeit auf nanopartikel.info zur Verfügung. Die Sicherheitsforschung ist unsere Kernkompetenz.“
 
Dr. Ralph Domnick,
Fa. Ara-Coatings GmbH & Co. KG Erlangen:

„Unser Geschäftsfeld der physikalischen Oberflächenbeschichtung ist eines der wesentlichen Anwendungsgebiete auch in der Zukunft. Es brauchte jedoch die letzten zehn Jahre, um auf den jetzigen technologischen Stand zu kommen und wirtschaftlich arbeiten zu können.“

Entwicklung von Nanoprodukten

Neben einem kurzen Abriss über den Begriff „nano“ zu Beginn des Forums und ein paar vergleichenden Beispielen sowie zum Stand von Wissenschaft und Technik im Bereich der Nanotechnologie referierte Herr Prof. Dr. Forchel. Er bezeichnete auch verschiedene Produktvorteile und Entwicklungen, die ohne den Einsatz von Nanomaterialien nicht möglich gewesen wären, so zum Beispiel moderne Mikroprozessoren (Computer, Smartphone, usw.).
Den Bereich des produktionstechnischen Einsatzes von Nanomaterialien vertrat Herr Dr. Domnick, dessen Firma Nano-PVD-Beschichtungen (engl. „physical vapour deposition“: etwa „physikalische Dampfabscheidung“) für Werkzeuge und andere Anwendungen herstellt bzw. durchführt. Den Wissenstransfer von Forschung zu Industrie bezeichnete er als ambivalent, was auf Verbesserungspotential schließen lässt. Der Aufwand für diese Art von Beschichtung im Vakuum ist vergleichsweise hoch, aber da in abgeschlossenen Anlagen beschichtet wird, geht vom Dampf keine Gefahr für die Mitarbeiter aus.

Auswirkungen auf Mensch und Umwelt

Die Sicherheit von Nanoprodukten sowie deren Auswirkungen auf den Menschen und seine Umgebung waren denn auch der wesentliche Inhalt des Abends. Frau Dr. Nau ging intensiv auf ihre Arbeit ein und betonte, dass man sich vor allem bemühe, sachliche und einfach verständliche Informationen anzubieten. Gleichzeitig gab sie auch zu, dass die Fülle von wissenschaftlichen Publikationen in diesem Themengebiet exponentiell zugenommen habe und damit deren Auswertung sicherlich immer etwas „hinterher hinke“. Momentan gilt „nano“ in Wissenschaftskreisen als schick und so versuchen viele angehende Absolventen, in diesem Bereich Ihre Abschlussarbeiten zu schreiben und Versuchsanordnungen zu gestalten. Dadurch entstehe ein Zwang, Interdependenzen bzw. Korrelationen festzustellen, die bei näherer Betrachtung nicht vorhanden sind – aber kein Ergebnis ist nicht gewünscht. Ein wissenschaftlicher Zwiespalt.
Unbeschadet dessen war Frau Dr. Naus Tenor, dass im Rahmen der Produktsicherheit und des Arbeitsschutzes vor allem in Deutschland die Hürden für das Inverkehrbringen von Produkten extrem hoch seien; noch höher sogar bei medizinischen Anwendungen. Insofern könne man davon ausgehen, dass bei sachgerechter Anwendung keine unmittelbare Gefahr für Mensch und Umwelt bestehe. Anfragen besorgter Bürger auch mit Bezug auf bereits bestehende anderslautende Publikationen im Bereich der Nanotechnologie wurden damit relativiert.
Herr Walther betonte abschließend, dass es „die Wahrheit“ im Bereich der Nanotechnologie wohl nicht gebe und sich jeder individuell dem verschreiben müsse, was er für jeweils richtig hält.
Die Veranstaltung bot einen guten Querschnitt durch verschiedene Bereiche, wenngleich sie aufgrund der Vielzahl an aktuellen Entwicklungen nicht ins Detail gehen konnte.
Die Quintessenz muss also lauten: bei beherrschbaren Risiken sind die sich bietenden Chancen und Potentiale enorm und für
die zukünftige wirtschaftliche Bedeutung Deutschlands in der Welt unerlässlich.

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